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Der dressierte Fanblock - Wie Ultras die Stimmung kaputt machen

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  • Der dressierte Fanblock - Wie Ultras die Stimmung kaputt machen

    Denn woran erkennt man ein gutes Publikum? Muss es tatsächlich zwanghaft 90 Minuten lang lärmen, völlig wurscht, ob das eigene Team gerade stürmt oder an der Mittellinie Rasenschach aufführt? Nein, ein gutes Publikum ist fachkundig und leidenschaftlich, es honoriert Einsatz, Kampfesmut und Spielwitz, es bejubelt Tore und leidet mit, wenn auf dem Rasen nichts zusammenläuft. Ein gutes Publikum darf sich auch die Seele aus dem Leib pfeifen, wenn die Spieler lustlos übers Feld schleichen.
    \r\n\r\nDieser Satz hat mir persönlich am Besten gefallen.\r\nIch sehe gern das Spiel und bekomme mit was passiert, als vor lauter Supporten im nachhineinen nicht zu wissen was auf dem Eis passiert alà "hauptsache mir hamm gwonne!"
    Glumac - Kink - MacDonald\r\n\r\n"Die Wrecking Crew" Zitat Harry Kreis

  • #2
    Mir haben folgende Absätze am besten gefallen, weil das genau das ist, was ich persönlich kritisch sehe.\r\n\r\n
    Stattdessen aber kultivieren viele Ultras einen merkwürdigen Leistungsgedanken. Das beginnt bei den Choreografien vor dem Spiel, die inzwischen längst zu uninspirierten Materialschlachten verkommen sind. Wenn wieder einmal das halbe Stadion Papptafeln hochhalten muss, während die Kurve ein martialisches Spruchband präsentiert, ist das auch nicht viel kreativer als eine nordkoreanische Aufführung anlässlich des Geburtstags des großen Führers Kim Jong Il. Was viele Ultras nicht zu stören scheint, denn kaum etwas findet solche Resonanz in der Szene wie die immer gleichen Bilder von Papptafeln, Doppelhaltern und bunten Girlanden. Kaum einem Ultra-Aktivisten fällt dabei auf, wie die Jagd nach immer bombastischeren Aufführungen die Kritik am Showbusiness Fußball konterkariert. So wortmächtig man nämlich gegen die klebrige Inszenierung des Profifußballs als bonbonfarbenes Event für zahlungskräftige Mittelstandsfamilien wettert, so leidenschaftlich produziert man selbst die atmosphärischen Bilder für die Anmoderation der Premierekonferenz. Schon Frankfurt-Ultra Adorno wusste. Das richtige Leben im falschen ist manchmal nicht so einfach.
    \r\n\r\n
    Ähnlich verhält es sich mit dem Liedgut. Auch hier jagen viele Ultra-Szenen nach immer neuen, immer komplexeren Songs, die Eindruck bei den Gegnern schinden sollen. Kurven, die nicht alle zwei, drei Monate ihr Repertoire grundlegend überarbeiten, gelten schnell als rettungslos altmodisch. Manisch wird deshalb das Archiv der Plattform "Youtube" nach neuen Melodien ausländischer Szenen durchforstet . Als etwa die Ultras aus Pisa im Frühling den guten, alten Kaoma-Hit "Lambada" für die Kurve adaptierten, starteten die deutschen Szenen ein regelrechtes Rennen um die Erstveröffentlichung im deutschsprachigen Raum. Inzwischen wird das Stringtanga-Lied in Frankfurt, Hannover, Wien und Karlsruhe gesungen. Dass ständig neue, immer komplexere Lieder gesungen werden müssen, hat allerdings den unschönen Effekt, dass oftmals nur der harte Kern der Szene, der die Lieder zuvor gelernt hat, auch wirklich mitsingt (wobei allerdings mindestens die Hälfte des harten Kerns damit beschäftigt ist, die andere Hälfte des harten Kerns mit Fotohandy abzufilmen). Bis jedoch auch andere Anhänger text und Melodiefolge so weit verinnerlicht haben, dass sie ohne zu zögern einstimmen, ist das Lied oft schon längst wieder aus der Mode. Das faszinierende Schauspiel, wenn ein Choral der Fankurve auf das ganze Stadion übergreift, so dass die Opas mit Gehhilfe auf der Haupttribüne und die Jungspunde aus dem Fanblock das Gleiche brüllen und das Gleiche fühlen, wird so immer seltener und kommt eigentlich nur noch vor, wenn die Fankurve einen Gesang der Kategorie "Oldschool" anstimmt, auch wenn der weder vierstrophig noch in Deutschland einzigartig ist. \r\n\r\nDie Schuld an der daraus resultierenden Spaltung der Fanblöcke in trällernde Ultras und den schweigenden Rest geben die aktiven Fans oft voreilig den Umstehenden, exemplarisch formuliert von den Ultras Wuppertal:" Leute, die ihr Maul nicht aufkriegen und nur dumm rumstehen, können auf der Nord bleiben!"\r\n

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    • #3
      \r\nFiel jemandem etwas Witziges ein, rief er es. Wenn er Glück hatte, fanden andere das ebenso lustig und am Ende brüllte es die ganze Kurve. So lief es früher.\r\n
      \r\n\r\nJa, so war es in der Tat......ich bin jedoch immer wieder hin und hergerissen zwischen "Früher war alles besser" und "aus den neuen Gegebenheiten das Beste machen"

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